Psychoseliteratur für wen und warum
Welche Leser ich warum ansprechen möchte
Ich denke, dass die selbst Betroffenen am besten verstehen was ich mit meinen Büchern sagen möchte. Sie können vermutlich nachvollziehen wie es mir ging als ich das alles erlebt habe… Und vielleicht können sie sich selbst in den Büchern wiederfinden, den einen oder anderen Ratschlag mitnehmen, oder mit der Krankheit leben lernen, wie ich es gelernt habe.
Sie sind es, die wie kein anderer diese anders-Welt, dieses denken, fühlen und Leben verstehen, dass ich versucht habe so authentisch wie möglich einzufangen.
Ich schreibe aber auch für die Angehörigen. Denn auch sie sind mitbetroffen und müssen miterleben wie so eine Krankheit Raum greift… Auch ihnen möchte ich ein authentisches Bild geben und erzählen wie es sich anfühlt da drin zu stecken. Vielleicht lernen sie verstehen und Verständnis zu haben – Das ist es was ich mir wünsche wenn man sich meiner Kunst zuwendet, dass da ein Mensch ist, und das man diesen Menschen lieben kann, vielleicht gerade weil er so besonders ist!
Ich würde mir wünschen mit meiner Kunst eine Brücke zu mehr Verständnis zu schlagen. Und ganz im trialogischen Sinne ist meine Psychoseliteratur natürlich auch für alle Fachleute geschrieben.
Ich habe gelernt mit der Zeit eine gewisse Distanz zu meinen Erlebnissen einzunehmen, das verdanke ich sowohl der Reflexion als auch der kreativen Auseinandersetzung mit meinen Erfahrungen. Da sind philosophische Gedanken und Erkenntnisse in meinen Büchern verarbeitet, ich beschreibe nicht nur wie es ist da drin zustecken sondern auch wie man da wieder herauskommt… In so einem Falle ein authentisches Bild aus erster Hand zu haben, an dem man seine eigenen Erfahrungen oder Überzeugungen prüfen kann, ist für den Umgang mit der Erkrankung äußerst wichtig.
Warum ich Psychose-Literatur verfasse
Ich schreibe Psychoseliteratur für alle selbst Betroffenen, Angehörige und Fachleute und vielleicht auch für andere, die ein ernsthaftes Interesse daran haben verstehen zu wollen was da wirklich im „Inneren“ dieser ganz besonderen Menschen vor sich geht! Abgesehen davon sind meine Geschichten auch sehr fantasievoll – Sie sind gewissermaßen lebendige Geschichten, die geschrieben werden wollen…
Ein Problem, mit dem ich aufräumen möchte ist, dass betroffene Menschen über eine Kluft hinweg missverstanden werden, eine Kluft die durch Vorurteile und Stigmata, gesunde und kranke Menschen voneinander trennt.
Ich glaube es fehlt hier an Verständnis und ich finde dass es sehr bedauerlich ist, dass nicht danach gefragt wird was da wirklich in den Menschen vor sich geht… Das echte verstehen wollen scheitert meist schon wegen der weithin sichtbaren Symptome und Diagnosen, die sich wie ein Kliff oder dunkles Omen, drohend und abschreckend vor den interessierten Augen erheben – Dabei würde die Frage nach dem was dahinter liegt, so viel erklären, so viele Ungerechtigkeit beseitigen, und mit so vielen Vorurteilen aufräumen: Der Mensch ist nicht nur seine Krankheit oder sein Symptom! Er ist nicht nur seine Diagnose! Er ist vielmehr als das!
Es ist ja schön und gut, dass die Krankheit von Ärzten behandelt wird, aber es dürfen nicht nur Symptome behandelt werden, diese wachsen nach wie die Köpfe einer Hydra. Es muss „mehr“ geschehen als nur an der Oberfläche zu kratzen; mehr als nur Therapien oder Medikamente zu verordnen! Dieses „mehr“ muss bis an die Wurzeln der Seele des Betroffenen hinabreichen… Ich hoffe das Bild einer „kranken“ Seele genügend gut nachzeichnen zu können, das man vielleicht die Ursache und Wirkung der Krankheit erkennt, oder die Gedanken eines Betroffenen nachvollziehen lernt… Ich will mit meiner Psychoseliteratur die Wahrheit aussprechen, ungeschönt und ehrlich, damit womöglich dadurch ein Wandel in den Köpfen aller Menschen stattfindet.
Als Betroffener war ich selbst in einen undurchdringlichen Strudel geistiger Wirrnisse geraten, die mich erbarmungslos mit sich fortgezogen haben! Sie haben mich mehr als alles andere geprägt; ich habe keinen Tag verbracht in dem ich nicht darüber reflektiert, in dem ich nicht bewusst und mit allen Sinnen wahrgenommen habe was da geistige vor sich geht…Ich habe mich nicht einen Tag (ohne schlechtes Gewissen) abgelenkt! Das macht meine Bücher so klar, deswegen kann ich das alles so genau einordnen und beschreiben!
Solch ein Mensch, der das alles mit derart feinen Sinnen wahrgenommen hat, der muss sich nicht nur täglich in einer fremden Welt behaupten; die Realität verdammt ihn wegen dem was gemeinhin „normal“ genannt wird, recht kläglich im Alltag zu bestehen. Der Betroffene misst sich nicht mehr nur mit einem, für alle sichtbaren, Maß; für ihn gibt es daneben noch eine unsichtbare/geistige Welt, die ihn fordert! In vielerlei Hinsicht ist diese Welt sogar bedrohlich, in ihr existieren noch höhere Mächte, gegen deren Willen er sich behaupten muss, das ist der Grund warum (in der Schizophrenie) alles so seltsam verwandelt wirkt… Meine Auseinandersetzung behandelt genau dieses Thema!
Ich versuche all diesen unbekannten und seltsamen Ereignissen mit meiner „Psychoseliteratur“ den Raum zu geben der ihnen gebührt… Ich glaube wie gesagt, dass viele Betroffene dazu verdammt sind sich nur ungenügend mit diesen Dingen auseinanderzusetzen (verordnete Therapien und Medikamente sind kein Ersatz für Auseinandersetzung mit sich selbst, Empowerment und Recovery) – Und weil sie das nicht tun, weil die Auseinandersetzung mit sich selbst, im Falle einer Krankheit, nicht allgemein „gefordert“ oder gar erwünscht ist; weil all das, im Großen und Ganzen, sang und klanglos (neben der eigenen Verantwortlichkeit) untergeht, herrscht in der Sozialpsychiatrie eine Einstellung die eigene Verantwortung (der Krankheit gegenüber) an den anderen abzugeben (Der Patient gibt sie an den Arzt, der Arzt gibt sie an den Patient zurück) – Das ist die Art und Weise durch die das Problem niemals gelöst wird, und die Krankheit gilt weiterhin als unheilbar…
Dadurch, dass man als Betroffener und aufgrund der Umstände, den anderen nur ungenügend erklären kann, was da gerade (in der Psychose etc.) mit einem vor sich geht, ist man automatisch an den Rand der Gesellschaft gerückt – Ganz einfach weil die notwendigen Ausdrucksmittel und das verstehen-wollen der anderen nicht gegeben ist. Selbst die Leute vom Fach können nur bis zu einem gewissen Punkt mitgehen… Der Rest ist von gesellschaftlichen Konventionen in Bann geschlagen, ist von Grenzen abgesteckt und unterliegt Gesetzen die niemals aufgeschrieben wurden, an die sich aber trotzdem jeder hält – Nur die „Kranken“ können da leider nicht mitgehen – Stigmata und Vorurteile üben unbewusst Macht über sie aus, sie befinden sich am Rand der Gesellschaft – Ich möchte ihnen allen eine Stimme geben, ich möchte, dass die guten Anteile gesehen werden, denn ich glaube, dass alle davon profitieren können! Die Attitüde, die Worte, der Zusammenhang, die Gedanken die viel zu weit gehen, die Tiefe und alles an der Krankheit eigentlich, besitzt einen ganz eigenen Sinn – Einen der in die Gesellschaft integriert werden könnte, wodurch die Gesellschaft erweitert und bereichert werden würde…
Ich finde da gehören meine Bücher hin, so sollten sie gelesen werden…
Es wäre so einfach eine Frage an die Betroffenen zu stellen, um zu erfahren was in ihnen vor sich geht, was sie beschäftigt und umtreibt… So würden diese Menschen die Möglichkeit bekommen sich zu erklären – Das ist in einem Ärztegespräch zwar schon so ähnlich, nur dass der Fokus dort anders liegt. Ich möchte das ihnen wirklich die Chance gegeben wird ihrer eigenen Welt Geltung zu verschaffen; nicht das einfach nach befinden oder Tagesform gefragt wird, die ja eigentlich auch nur der Behandlung wegen abgeklopft werden und für den Menschen selbst relativ unerheblich sind; weil sie einfach sind wie sie sind... Es fehlt der Mehrwert.
Ich will darauf hinaus, dass sich etwas grundlegend verändert! Ich möchte das den Betroffenen die Möglichkeit gegeben wird alles das zu sagen was für sie wichtig und von Bedeutung ist – Ich für meinem Teil drücke mich kreativ aus, mache ein Buch oder eine Kurzgeschichte, ein Gedicht, ganz egal, Hauptsache ich sage was für mich wirklich von Bedeutung ist…
Ich möchte denjenigen eine Stimme geben, die nicht dazu in der Lage sind ihre eigene zu erheben. Ich schreibe für alle die ein ehrliches Interesse daran haben und die Wahrheit hören wollen.